Im Jahr 2000 hatte der österreichische Journalist Georg Kindel die brillante Idee einer Auszeichnung, die von keinem Geringeren als Friedensnobelpreisträger Michael Gorbatschow überreicht werden sollte. Zwar wußte – trotz ausführlicher Erklärung seitens der Veranstalter – keiner so genau, was die „World Awards“ nun sind und wofür sie vergeben werden. Doch Dank prominenter Preisträger, die bereitwillig weite Strecken zurücklegten um sich von „Mr. Glasnost“ ehren zu lassen, war* die Gala jedes Jahr so erfolgreich, daß man 2004 erstmals daran ging, auch Frauen mit „World Awards“ auszuzeichnen. Vor der Überreichung in Hamburg stand Christian Reichhold am roten Teppich, über den Stars wie die früh verstorbene Whitney Houston, Bianca Jagger, Iris Berben, Naomi Campbell, Dionne Warwick, Nena, Cher, Nadja Auermann oder Diane Kruger schritten und warf Seitenblick um Seitenblick. Große Augen machte er auch später, nach der feierlichen Preisverleihung, im Hotel. In seinem Zimmer stand – mit freundlichen Grüßen von Michael Gorbatschow – ein Holzkistchen, darin eine Trophäe, die offensichtlich im falschen Zimmer abgegeben worden ist: „World Actress Award 2004: Diane Kruger“. Im Jahr zuvor war der deutschen Schauspielerin mit „Troja“ der internationale Durchbruch geglückt, fünf Jahre später würde ihre Karriere mit „Inglorious Basterds“ weitere Höhenflüge machen. Ehe er den „World Award“ spätnachts beim Concierge abgab fügte Reichhold noch einen Brief an Diane Kruger hinzu: „…ich gratuliere zu Ihrer ersten Auszeichnung, die ich hiermit an Sie retourniere, und erbitte mir im Gegenzug das erste Interview, wenn Sie einmal den Oscar gewinnen. Mit freundlichen Grüßen…“. Diane Kruger hat nie geantwortet. Und Oscar hat sie bislang auch keinen. Nur Christian Reichhold denkt manchmal darüber nach, ob er die Trophäe und den Brief von Michael Gorbatschow nicht besser behalten hätte sollen.
Aus: IN BESTER GESELLSCHAFT. Geschichten und Anekdoten aus 25 Jahren Seitenblicke, Hrsg. von Georg Markus, AMALTHEA.